Zubi - Magazin - Seite 65
«Es fühlt sich einfach richtig an. Der
Punkt, an dem man nicht stehen
bleibt, aber den Weg freigibt.»
Es ist ein lauer Sommerabend. Nur das Knirschen der Wanderschuhe im Schotter und gleichmässiges Atmen sind zu hören. Die
Luft ist mild, die Route zieht sich in langen Serpentinen die Hangflanke hoch.
Thomas geht auf dem Pfad voran. Die Schritte kontrolliert, der
Blick klar. Michi folgt. Die Landschaft scheint stillzustehen, als
wolle sie den Moment festhalten. «Ich kann das Ziel schon fast
sehen …». Der Satz kommt beiläufig. Michi runzelt kurz die Stirn:
«Damit hast du wohl nicht den Gipfel gemeint.» Die zwei teilen ein
kurzes Lachen. Mit seinem typischen verschmitzten Grinsen präzisiert Thomas: «Sagen wir so: Der Gipfel ist für mich schon fast
erreicht – und jetzt bist du an der Reihe, weiterzusteigen.»
«Es fühlt sich einfach richtig an. Der Punkt, an dem man nicht stehen bleibt, aber den Weg freigibt.» Sie gehen weiter. «Für mich?»,
fragt Michi mit hörbarer Überraschung. Thomas bejaht. «Für dich.
Und für das Team. Und für das, was noch kommt. Ich bin nicht am
Ende des Weges. Ich gehe nur ein Stück zur Seite. Damit du vorgehen kannst.»
Unterwegs. Auf gleicher Höhe.
Der Weg wird flacher, die Gespräche gewichtiger. Es sind nicht nur
Erinnerungen, die da mitschwingen – es ist Vertrauen. In zehn
Jahren haben die beiden vieles geteilt: clevere Strategien, mutige
Entscheidungen, Erfolge und Niederlagen. Aber auch Joggingrunden, Skitouren und Wanderungen wie diese. Sie laufen nebeneinander, wie schon oft.
65